Agfa 3D-Linseneffekt verleiht Schildern eine neue Dimension

Es gab eine Zeit, da konnte man Lentikularbilder wie folgt beschreiben: „Sie kennen sicher noch die Beilagen, die man früher in Verpackungen von Naschereien fand, kleine Kärtchen, die, hielt man sie auf eine Weise, ein Bild zeigten, und sich, wenn man sie etwas anders hielt, in ein anderes Bild verwandelten?” Es war ein simpler technischer 3-D-Effekt oder eine Animation, ein Art analoges Äquivalent eines animierten GIF.

Von Richard Romano, WTT.com veröffentlicht am 7. November 2016

Nun, in Süßigkeitenverpackungen findet man heute keine materiellen Beilagen mehr; diese wurden durch einen Aufkleber mit einem QR-Code ersetzt. So geht das. Lentikular-Bildgebung allerdings existiert sowohl im kleinen als auch großen Format immer noch, und Agfa Graphics hat für ihren Jeti Mira-Flachbettdrucker ein neues System mit dem Namen 3D-Linsentechnologie entwickelt, mit der eine Art von Lentikularbildern digital erzeugt wird.

Agfas vor zwei Jahren eingeführte 3D-Linseneffekt hat einen etwas anderen Ansatz als der Lentikulardruck. Anstatt einen Bogen mit langen, dünnen zylindrischen Lentikeln zu bedrucken, werden hierbei kleine transparente Punkte aufgedruckt, die wie winzige Linsen funktionieren. Dabei wird ein Moiré-Muster verwendet, um einen 3-D-Effekt auf einem Bild zu erzeugen. Und anstatt das gedruckte Bild auf einen Kunststoffbogen von Lentikeln aufzubringen, druckt es die Linsen unter Verwendung von Klarlack direkt.

Die Software bildet die Schnittstelle zum Jeti Mira Flachbett-UV-Drucker von Agfa. Sobald das korrekte Muster in der Software angelegt ist, wird es in zwei Schritten ausgegeben: zunächst wird das Bild selbst auf einen weißen Hintergrund gedruckt (der Jeti Mira druckt auch weiße Farbe), auf jeder Art von klarem Acryl- oder Polykarbonat-Träger. Danach wird der ‘Bogen’ umgedreht, eingepasst und das Muster aus winzigen Linsen über den Klarlack auf die andere Seite gedruckt.

Was ist Lentikulardruck?

Herkömmliche Lentikularbilder werden unter Verwendung von Kunststoffplatten hergestellt, die lange, dünne zylindrische Linsen, so genannte Lentikel enthalten. Diese Lentikel sind nur einige Millimeter groß oder sogar kleiner. Unter den Lentikeln befindet sich eine bedruckte Platte mit einem oder mehreren Bildern, die in dünnen Streifen in der gleichen Größe wie die Lentikel zugeschnitten worden sind. Diese sind so miteinander verflochten, dass jeder Streifen mit einem Lentikel ausgerichtet ist. Die Lentikel brechen nun das Bild, so dass Sie aus einem Winkel ein Bild und aus einem anderen Winkel ein anderes Bild sehen. Hierdurch entstehen ein 3-D-Effekt oder eine sehr einfache Animation. Die Lentikulartechnik ist eine Variante dessen, was als autostereoskopische Visualisierung — oder im Prinzip als „glasfreies 3D-Display” bekannt ist. Die Herausforderung bei der Lentikularvisualisierung besteht nun darin, dass die Erfassung des Zeilensprungbilds auf der Lentikelplatte sehr präzise erfolgen muss.

Man druckt durch Schichtaufbau des Lacks bis zu der Höhe, die zum Kreieren eines 3-D-Effekts benötigt wird,” so Babak Amoozgar, Jeti-Anwendungsexperte bei Agfa Graphics. „Da Lack verwendet wird, werden keine besonderen lentikularen Medien gebraucht.

Der 3-D-Effekt selbst wird durch eine Kombination aus Substratstärke, Linsengröße und Linsenhöhe bestimmt. Agfa bietet drei Substratstärken ‑ 3 mm, 5 mm und 9 mm ‑ und für jede Stärke werden zwei unterschiedliche Linsenbreiten sowie sechs unterschiedliche Tiefen angeboten. Verschiedene Kombinationen ergeben unterschiedliche Effekte: angefangen bei einem Bild, das aus dem Hintergrund „herausplatzt” bis zu dem Anschein, dass es im Gegenteil in den Hintergrund zu versinken scheint. Für das Drucken sowohl des Bildes als auch der Linsen werden zwischen 20 und 30 Minuten benötigt, je nachdem, wie dick die Beschichtung sein muss, um die Linsen in der korrekten Höhe aufzubauen.

Bei der Verwendung eines kreisförmigen Punktmusters anstelle herkömmlicher Lentikel ist es ein Vorteil, dass das Register nicht so exakt sein muss. „Auch wenn Ihr Muster nicht sehr registergenau ist, so werden Sie doch immer das Muster erhalten”, meint Amoozgar, „und auch der Effekt funktioniert noch“.

Das kleinste druckbare Bild hat eine Größe von 2 x 2 Zoll, und das größte entspricht der maximalen Bogengröße des Jeti Mira von etwa 106 × 60 Zoll.

Zum jetzigen Zeitpunkt treten die Effekte am stärksten bei sehr einfachen Bildern wie geometrische Formen hervor. „Es wird beispielsweise nicht gelingen, ein Gesicht in 3-D wiederzugeben, da es zu viele Details enthält”, erklärt Amoozgar. „Normalerweise funktionieren Vektorbilder am besten.“

Der Effekt gibt einem flachen Bild Tiefe oder lässt den Hintergrund sich ändern, wenn der Betrachter daran vorbeigeht. „Wir können die Hintergrundfarbe ändern”, meint Amoozgar. „Sie wird grün, und wenn Sie daran vorbeigehen, wird sie lila und kehrt anschließend wieder zum Grün zurück.”

Dynamische Schilder

Ziel ist es, Schilder dynamischer zu gestalten, ohne das ganze Herumfummeln mit dynamischer digitaler Beschilderung. „Es ist schwierig, jemanden dazu zu bringen, auf ein Schild zu schauen, da der größte Teil der Abbildung darauf statisch ist”, erklärt Amoozgar. „Mit einem beweglichen Hintergrund erzielt man größere Aufmerksamkeit.” Er zitiert außerdem einen Agfa-Kunden, der die 3-D-Linseneffekt für künstlerische Anwendungen einsetzt ‑ ganz wie das Digitale Atelier den Lentikulardruck in den 1990er Jahren in der Kunst verwendete ‑  und andere wiederum gebrauchen ihn zu Dekorzwecken. „Wir sehen heute eine stärkere Nutzung im Bereich des Einrichtungdesigns”, meint Amoozgar, „wie beispielsweise Displays in Gebäuden und Front-Desk-Hintergründe in Büros.”

Zukünftige Anwendungen könnten Billboards umfassen, das wird jedoch erst in einigen Jahren der Fall sein.

Die 3-D-Linseneffekt von Agfa nutzt eine Kombination aus einem Moiré-Effekt und kleinen, sphärischen Linsen, um einen lentikularähnlichen 3-D-Effekt auf einem Bild zu erzeugen. Detailliertere Bilder ‑ wie der Donut ‑ erfordern größere Linsen.